Hermagor, der 7-Tage Inzidenz Wahn

Hermagor ist seit 8.3 praktisch abgeriegelt, kein Betreten oder Verlassen ohne negativen Coronatest. Grund: eine erschreckend hohe 7-Tages Inzidenz. Der Schrecken vor der britischen Mutation schwindet, die Briten leben auf wundersame Weise immer noch. Britische Mutation gepaart mit hoher Inzidenz, das könnte funktionieren.

Doch wie funktioniert diese ominöse 7-Tage Inzidenz?
Ganz simpel, es werden die Neuinfektion der letzten 7 Tage aufaddiert, durch die Anzahl an Einwohnern geteilt und mit 100000 multipliziert.
Ein Vergleichswert, der bei Orten mit ca. der gleichen Einwohnerzahl sicherlich einen brauchbaren Vergleich liefert. Kleinen Gemeinden gehen bei dieser Berechnung leider leer aus. Für die Zukunft – wir erinnern uns an die Vorlage für das neue Epidemiegesetz – ein theoretisch hervorragender Wert, um ein Gebiet zum Krisengebiet zu erklären.

Beispielsweise würde bei einem Ort mit nur 100Bürgern und 2 Erkrankten die Inzidenz von 0 auf 2000 hochschnellen. Wenn man die momentanen Ansichten der Regierung hernimmt, gäbe es wohl nur 2 Lösungen. Niederimpfen oder einen Napalmangriff anordnen.

In Sachen Hermagor klopf man sich zum Glück bereits medial auf die Schulter. Die Maßnahmen zeigen Wirkung und die Inzidenz ist von 603 auf 310 gefallen. Das man ansonsten immer erst 14Tage bis zu einer Beurteilung abwarten solle scheint vergessen. Eventuell auch nur ein verzweifelter Versuch die Moral zu heben. Das ähnliche Spiel mit den versprochenen Öffnungen kennen wir bereits.

Auch sollte man sich bei der Inzidenz nicht zu früh freuen. Denn durch diesen gleitenden Durchschnitt, kann man sich ein vorläufiges Infektionsguthaben aufbauen. Somit kann man höhere Tageswerte abfedern, welche sich in Zukunft je nach Entwicklung leider wieder negativ auswirken können. Sehen wir uns die Zahlen dahinter einmal an und spielen auch ein fiktives Szenario durch.

Dieses Diagramm basiert auf den Zahlen der AGES. Stand 12.3 feiert man bereits einen Erfolg mit einer Inzidenz von 310. Wie man sieht, war am 7.ten, einen Tag vor den Grenzkontrollen, ein guter Tag. Der 7te war jedoch ein Sonntag und hier sind die Zahlen immer geringer. Nochmals zur Erinnerung “Infektionsguthaben”. Die ersten 3 Tage waren die Neuinfektion relativ hoch – nachvollziehbar – denn man testet alle Pendler. Immerhin 35% der Bevölkerung in Hermagor laut Simil.io. Die Inzidenz fängt aber schon an zu fallen.
Die grauen Balken sollen unser theoretisches Szenario darstellen. Ein erneut steigendes Infektionsgeschehen, was im ersten Augenblick trotzdem zu einer weiter sinkenden 7Tages-Inzidenz führt.

Ich bitte die Aussagen hier nicht falsch zu verstehen. Tests, sinnvoll eingesetzt, helfen durchaus Infektionen zu verhindern. In den Medien jedoch täglich Zahlen und vor allem Inzidenzen zu melden hat, ohne eine gesamtheitliche Betrachtung, keinen Sinn. Ein ständiger Wechsel der Vergleichswerte noch weniger. Das Ziel hier ist es zum Nachdenken anzuregen anstatt alles aus “nachzubeten”.

Wie im oberen Beispiel hätte man beispielsweise auch am 6.3.2021 einen fallenden Trend erkennen und anders handeln können. Eine Zwangstestung aller Pendler erscheint auch nur zu einem gewissen Teil sinnvoll. Gehen wir von 35% Pendler aus – was ein respektabler Wert ist – wurden über 5 Tage bis zu 17873 Tests alleine an den Pendler durchgeführt. Gefunden wurden 41 Infizierte, eine rechnerische Trefferquote von 0,2%. Wegen 0,2% wird ein Bezirk von der Außenwelt abgeschnitten, während sich das Virus theoretisch unbemerkt unter den Nichtpendlern verbreiten kann.

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